Brennnessel

Brennnessel – Urtica dioica

Die Brennnessel – Königin der Wildkräuter und Superfood aus der Heimat

   
Die Brennnessel im Mai 2018

Große Brennnessel (Urtica dioica)/ Kleine Brennnessel (Urtica urens)

Als Heilpflanze schon seit dem Mittelalter bekannt, ist heute kaum jemandem bewusst, wie vielfältig einsetzbar und nutzbar diese Wunderpflanze ist. Nicht nur als Heil- und Ernährungspflanze kann sie verwendet werden, sondern auch im Garten als natürliches Düngemittel und biologisches Pflanzenschutzmittel. Zudem gilt sie als Zeigerpflanze für stickstoffhaltige Böden. Früher wurde sie in Klostergärten vor allem wegen der Verabreichung ihres Saftes bei Gelbsucht angebaut, da sie eine sehr positive Wirkung auf Leber und Galle hat. Heute hingegen gilt sie noch viel zu oft als lästiges Unkraut, dabei sollte sie einen Ehrenplatz in jedem Garten und in jedem Ernährungsplan haben.

Die erste Bekanntschaft die wohl jeder mit der Brennnessel schließt, ist sehr unangenehm. Die Berührung mit der Brennnessel hinterlässt oft einen brennenden Schmerz, der durch die in den Brennhaaren enthaltenen Ameisensäure und Histamine ausgelöst wird. Je länger und ungestörter die Pflanze jedoch wachsen kann, desto weniger brennt sie, da der natürliche Schutzmechanismus im Laufe der Wachstumsphase abgebaut wird.

Die Brennnessel wächst in kleinen Gruppen oder großen Kolonien immer in unserer Nähe. Sie möchte be-achtet werden und sie tut uns nicht weh, wenn wir  ihr aufmerksam begegnen. Verwendet werden können Blätter, Samen und Wurzeln des Wildkrautes. Um dem „Brennen“ der Pflanze beim Sammeln zu entgehen, sollte sie von unten nach oben streichend berührt werde. So kann sie „gefahrlos“ auch ohne Handschuhe geerntet und verwendet werden, denn die Brennhaare befinden sich zum Großteil auf der Blattoberseite.

In unseren Regionen  wachsen vor allem die Große Brennnessel (bis ca. 1,5 m hoch) und die Kleine Brennnessel (bis ca. 0,5 m hoch). Aus den Stängeln der Großen Brennnessel stellte man aufgrund der enthaltenen Bastfaserzellen im Mittelalter das Nesselgewebe her, welches aber sehr rau und unangenehm war und später durch die Baumwolle ersetzt wurde. Auch Hildegard von Bingen nutzte ihre Kraft und empfahl die zerstoßenen und mit Öl vermischten Blätter der Brennnessel auf die Schläfen aufzutragen. So sollte die Gedächtnisleistung gesteigert werden können. Etwas später verordnete dann Paracelsus Brennnesselsaft bei Gelbsucht, da schon damals die positive Wirkung  auf Leber und Galle bekannt war.

Heute wissen wir, dass die Brennnessel nicht nur unglaublich gesund und eines der am vielfältigsten nutzbarsten Wildkräuter ist, sondern, dass sie auch unglaublich nahrhaft ist. Die Brennnesselblätter (Urticae folium) schafften sogar die Aufnahme ins deutsche Arzneimittelbuch, ebenso wie die Brennnesselwurzel (Urticae radix). Die gleichen Wirkstoffe enthalten auch die bei uns wachsende Kleine und Große Brennnessel. Als Pflanze kann sie ganzjährig gesammelt und genutzt werden. Da die Blätter ab Mai sehr groß und leicht bitter werden, werden sie in dieser Zeit besonders zur Herstellung von Körperpflegemitteln genutzt. Von Juni bis etwa September werden dann die Samen der weiblichen Blüte gesammelt und frisch, gekocht oder geröstet verwendet. Mit ihrem hohen Gehalt u. a. an Proteinen, Vitamin C, Vitamin E, Carotinoide, Kalium und Kalzium geben sie uns Energie und wirken gegen Müdigkeit, helfen bei Verdauungsstörungen, Haarausfall,  bei der Hormonbalance und stärken uns rundum. Die Wurzel der Brennnessel kann – solange der Boden nicht gefroren ist – das ganze Jahr über gesammelt werden. Günstig ist das Sammeln der Wurzeln allerdings vor oder nach der Hauptvegetationsphase der Pflanze, also im Frühjahr oder Herbst.

Bei Neigung zu Ödemen, die durch eine Herzinsuffizienz oder Nierenfunktionsstörung bedingt sind, bitte vor der Verwendung der Brennnessel Rücksprache mit dem Arzt vornehmen.

Verwendung:

Innerliche Anwendung

als Tee aus den Blättern und/oder der Wurzel, oder Presssaft aus den Blättern

  • Als Frühjahrskur und Blutreinigungskur zur Entschlackung und Anregung des Stoffwechsels
  • Hilft gegen Rheuma, Gicht und Gelenkentzündungen
  • Hilft gegen Frühjahrsmüdigkeit und Appetitlosigkeit,
  • Hilft bei Magenschwäche, Verstopfung und Durchfall
  • Hilft bei Nierenschwäche und Harnwegerkrankungen
  • Wirkt unterstützend bei Diabetes
  • Stärkt Nägel und Haut
  • Wirkt leicht wassertreibend, entzündungshemmend, blutbildend und blutreinigend
  • Stärkt die körpereigene Abwehrkraft

Als Tinktur aus der Wurzel:

  • bei leichten oder beginnenden Prostatabeschwerden und Reizblase
  • wirkt leicht wassertreibend und entzündungshemmend

Äußerliche Anwendung/Körperpflege

  • als Badezusatz bei Allergien der Haut, Ekzeme, Akne, und irritierter Haut
  • als Badezusatz durchblutungsanregend bei Rheuma, Gicht und Gelenkentzündungen
  • als Haarwasser zur Pflege der Kopfhaut und gegen Schuppen
  • als Gesichtswasser oder Dampfbad gegen Akne, Ekzeme, trockne irritierte Haut
  • Verwendung der Samen bei Haarausfall

In der Küche

  • Frische Brennnesselblätter können ähnlich wie Spinat roh im Salat oder Smoothie verwendet werden
  • gekocht/gedämpft wie Gemüse verarbeiteten
  • getrocknete und/oder geröstete Samen in Honig oder Müsli verwenden
  • die Blüten und Samen können ebenso als essbare Dekoration genutzt werden

Alle Verarbeitungsvorgänge wie z.B.  kochen, dämpfen und mixen zerstören die Brennhaare.

Wer die Brennnesselblätter roh essen möchte, kann – um die Brennhaare zu brechen, die Brennnesseln in ein Küchentuch geben und mit dem Nudelholz drüber rollen.

Inhaltsstoffe (eine Auswahl):

Blätter:

  • Vitamine, v. a. Vitamin C und Vitamin B1, Provitamin A
  • Mineralien und Spurenelemente v. a. Eisen, Kalzium, Kalium, Phosphor und Mangan
  • Flavonoide und Chlorophyll
  • Säuren, z. B. Ameisensäure und Kieselsäure
  • Nervenbotenstoffe: Acetylcholin, Histamin und Serotonin

Samen:

Wurzeln:

  • Phytohormone, Gerbstoffe, Kalzium

 

Anteil der wichtigsten Spurenelemente, Mineralien, Vitamine und Nährstoffe bei der Brennnessel im Vergleich mit dem Apfel

Brennnessel Apfel
Spurenelemente Werte pro 100 g Werte pro 100 g
Eisen 4.120 mg 248 mg
Zink 1.020 mg 38 mg
Kupfer 240 mg 52 mg
Mangan 1.260 mg 43 mg
Fluorid 80 mg 9 mg
Mineralstoffe Werte pro 100 g Werte pro 100 g
Natrium 80 mg 1 mg
Kalium 475 mg 119 mg
Calcium 713 mg 5 mg
Magnesium 80 mg 5 mg
Vitamine Werte pro 100 g Werte pro 100 g
Vitamin A – Beta-Carotin 2.400 mg 29 mg
Vitamin E 800 mg 490 mg
Vitamin B1 200 mg 11 mg
Vitamin C 333.000 mg 12.000 mg
Nährwerte Werte pro 100 g Werte pro 100 g
Eiweiß 7.370 mg 340 mg
Ballaststoffe 3.110 mg 2.010 mg
Kohlenhydrate 1.309 mg 14.350 mg

Quelle: https://www.vitamine.com/lebensmittel

 

Rezepte

Brennnessel-Tee (Grundrezept)

1 Hand voll frischer Brennnesselspitzen
oder 1 TL getrocknete Brennnesselbläter
mit heißem Wasser übergießen und 1-3 Minuten ziehen lassen

Brennnessel-Smoothi

½ Ananas
2 Hand voll Brennnessel
1 Banane
1 TL Brennnesselsamen
1 TL Nuss- oder Sesammus
Wasser und/oder Eiswürfel nach eigenem Geschmack

Brennnessel-Pesto

1 EL Sonnenblumenkerne
2 Hand voll Brennnesselblätter
1 Knoblauchzehe
Gewürze und Kräuter nach eigenem Geschmack (z.B. Basilikum, Bärlauch, Salz, Pfeffer, Muskat)
Olivenöl

Die Sonnenblumenkerne in der Pfanne kurz anrösten. Die  Brennnesselblätter abwaschen und gut abschütteln.
Alle Zutaten mit einem Mixer zerkleinern und mit so viel Olivenöl vermischen, bis ein sämiger Pesto entsteht. Mit Gewürzen und Kräutern abschmecken

Brennnesselsuppe

4 Hand voll frische Brennnesselblätter
1 Zwiebel
3 Knoblauchzehen
1 Kartoffel
Gewürze (z.B. Koriander – angemörsert, Kreuzkümmel)
Olivenöl oder Ghee
Kokosmilch oder Kokoscreme nach Geschmack

Gewürze kurz in Ghee od. Olivenöl anrösten, Zwiebel und Knoblauch dazugeben und anschwitzen. Mit Wasser oder Gemüsebrühe ablöschen und die klein geschnittene Kartoffel dazu geben. Kurz aufkochen lassen und anschließend die Brennnesseln dazu geben. Alles etwa 20 Minuten kochen lassen, dann die Kokosmilch hinzufügen. Nun noch  alles pürieren und abschmecken und fertig ist eine köstliche Suppe.
Wunderbar läßt sich die Suppe mit Wildkräuterblüten und etwas Sahne garnieren.

Haar- und Gesichtswasser

frische oder getrocknete große Brennnesselblätter wie einen Tee aufbrühen und abkühlen lassen
Als Gesichtswasser – auf die Haut auftupfen oder auch als Dampfbad verwenden
Als Haarwasser – am besten vor dem Waschen in die Kopfhaut einmassieren, einwirken lassen und danach die Haare ganz normal waschen.

Brennnesseln im Garten

Verwendung als Dünger

Bereits unsere Vorfahren verwendeten die Brennesseljauche als biologischen Naturdünger. Der Ansatz der Jauche ist ganz einfach. Ein beliebiges Holz- oder Kunststoffgefäß (bitte keine Metallgefäße verwenden) mit Brennnesseln füllen (Blätter und Stiele), anschließend mit Wasser auffüllen und das Gefäß abdecken – aber nicht verschließen. Dieser Ansatz muss nun 2-3 Wochen ziehen und täglich umgerührt werden. Am besten stellt man dieses Gefäß in eine relativ unbenutzte Ecke des Gartens, denn durch den Gärvorgang entwickelt sich ein sehr unangenehmer Geruch.

Dosierung:
Große und ältere Pflanzen – Mischungsverhältnis 1:10 (ein Teil Brennesseljauche/10 Teile Wasser)
junge Pflänzen (evtl. auch Setzlinge) – Mischungsverhältnis 1:20 (ein Teil Brennnesseljauche/ 20 Teile Wasser)
Rasen – Mischungsverhältnis 1:50  (1 Teil Brennnesseljauche/ 50 Teile Wasser) gegeben

Verwendung als Pflanzenschutz

Eine sehr gute Alternative zu chemischen Insektiziden ist der Sud, der beim Ansetzen der Brennesseljauche entsteht. Dieser Sud wird gegen Pflanzenschädlinge, ganz besonders gegen Blattläuse, eingesetzt und das nicht nur im Garten sonderen auch auf Terrasse, Balkon und bei Zimmerpflanzen. Verwendet wird hierfür die Flüssigkeit aus dem oben beschriebenen Ansatz, die sich nach den ersten 24 Stunden gebildet hat. Natürlich kann dieser Sud auch separat und täglich neu angesetzt und verwendet werden, solange sich Schädlinge auf den Pflanzen befinden.

Dosierung:
Die Pflanzen werden mit dem Sud direkt besprüht, am besten mit einer Sprühpflasche. Die Behandlung möglichst täglich wiederholen, bis keine Blattläuse oder andere Schädlinge mehr zu entdecken sind. Da es sich hierbei um ein natürliches und rein biologisches Pflanzenschutzmittel handelt, dauert die „Behandlung“ der Pflanzen etwas länger – doch der Aufwand lohnt sich.

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